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Der Untertan

Der Deutschkurs in S1 von Frau Jürgens besucht in Lübeck das Stück:„Der Untertan“ ,eine Adaption des berühmten Romans von Heinrich Mann.

"Und dort steht er dann, Doktor Diederich Heßling, völlig dem Wahnsinn verfallen die Flagge Deutschlands schwingend, während alles um ihn herum auf der Bühne ins Chaos stürzt."

Hierbei handelt es sich um das Abschlussbild der Bühnenfassung des Romans „Der Untertan“, welcher von Heinrich Mann 1918 veröffentlicht wurde, inszeniert von der Regisseurin Mirja Biel. Bei dieser Bühnenfassung des satirischen Romans handelt es sich um ein weltweit bekanntes Meisterwerk, das auch noch lange nach seiner Zeit in aller Munde ist. Es geht um die Lebensgeschichte des fiktiven Antihelden Diederich Heßling, gespielt von Heiner Kock, die in zweieinhalb Stunden gekürzt und doch wiedergegeben wird: Von seinem Aufwachsen als schmächtiger Bursche hinüber zu seinen Phasen im Militär, sein Studium bis hin zu seinem politischen Aufstieg in seiner Heimatstadt, sogar seine verschiedenen Liebesbeziehungen werden flüchtig thematisiert.

Diese theatralische Inszenierung des Romans ist seit dem 14.08.2021 im Theater Lübeck live mitzuerleben, ein spielerisch-überzeugender Genuss für jung und alt. Die Kombination von neuen und alten Elementen, unter anderem durch Videos und Live-Projektionen, musikalischen Einlagen und dem Einreißen der „vierten Wand“, indem die Darsteller wiederholt direkt mit dem Publikum interagieren, ist sehr gelungen und sorgt für einige erfrischende Augenblicke, die das Stück von anderen hervorheben. Das Bühnenbild, das kontinuierlich an das Geschehen angepasst wird, ist um einiges ansehnlicher als der Ton, der hin und wieder von der Qualität her zu wünschen übrig lässt. Den Hauptfokus legt Biel in ihrer Version offensichtlich auf den blinden Nationalismus, den Heßling verkörpert und auf eine satirisch-kritische Weise schafft sie es, sogar stückweise Bezug auf noch heute relevante Themen zu nehmen. Obwohl nicht alle Ereignisse des Buchs genannt werden und auch bestimmte künstlerische Freiheiten bei dem Verlauf der Handlung genutzt wurden, wird die Geschichte so wiedergegeben, dass es dennoch Sinn ergibt und spannend bleibt.
Nicht zu vergessen – die enorme Bühnenpräsenz des Hauptdarstellers, Heiner Kock. Während sein Schauspiel im ersten Akt teilweise zu wünschen übrig lässt, überzeugt er mit seinem Auftreten und der Energie, mit welcher er die Rolle des Opportunisten Heßling spielte, gerade im zweiten und finalen Akt komplett. Es ist offensichtlich, dass jeder einzelne Darsteller seine gesamte Energie sowie Leidenschaft in seine Rolle gelegt hat, besonders sollte auch noch einmal die schauspielerische Leistung des Vincenz Türpe („Napoleon Fischer“) gelobt werden, dessen Auftreten dem von Kock um nichts nachsteht.
Trotz der Tatsache, dass es sich um eine Bühnenfassung handelt, gibt es die wichtigsten Aspekte des Romans präzise und erfrischend genug wieder, wobei es zu empfehlen wäre, dennoch mit Hintergrundwissen in das Stück hineinzugehen, da es sein kann, dass man ansonsten den Faden verliert oder Anspielungen nicht versteht. Doch auch ohne das Buch gelesen zu haben, kann das Stück durchaus unterhaltsam sein und Sinn ergeben.


Eines ist klar – minutenlang klatscht das Publikum Beifall, nicht nur am Ende, sondern auch zwischen den einzelnen Szenen. Es ist eine Inszenierung, die auch noch Tage später im Gedächtnis bleibt.
Alles in allem kann man also durchaus sagen, dass das Stück die Zeit und das Geld durchaus wert ist. Es ist, trotz der Kleinigkeiten, die zu bemängeln sind, eine unterhaltsame und lockere Inszenierung eines zeitlosen Romans, bei der es sich auf jeden Fall lohnt vorbeizuschauen.

 

Lisa Reinstag S1